Selma Etareri, geb. 1968, lebt als freischaffende Keramik- und Performancekünstlerin in Graz.

 

Ich bin in einem Kunstbetrieb groß geworden. Ton, Holz, Stein, Papier und viele andere Materialien umgaben mich und machten die Benutzung derselben selbstverständlich. Als Kind besuchte ich den klassischen Ballettunterricht und das Tanzen hat mich tief in meinem Wesen bewegt und gesellte sich zum Ton, meinem bevorzugten künstlerischen Werkstoff. Tanzen erweiterte mein Tun aufs Eigensinnigste.

In meiner Kindheit war die Natur um mich eindrucksvoll, ich eroberte sie am liebsten alleine. Dort fand ich Ruhe und ergreifende Momente.

Einerseits hatte ich diesen Bewegungsdrang: Laufen, Schifahren, Voltigieren, Akrobatik, Clownerie.  Andererseits verharrte ich tagelang über den bildnerischen Arbeiten und ich fraß Bücher förmlich auf.

Mit 15 Jahren kam ich in die Keramikschule nach Stoob im Burgenland. Alles war flach, die Sonne ging rot auf und rot unter. Für dieses Bild musste ich in Bad Hofgastein, meinem Heimatort, erst mal stundenlang sehr früh einen Berg hinauf. Ich rieche die Luft, wenn ich das schreibe….

Ich machte den Abschluss 1988 als Keramikerin, Hafnerin und Fliesenlegerin. Schwanger zog ich mit meiner ersten Tochter Ruth nach Graz und besuchte mit neugeborenem Kind die Meisterklasse.

Einige bedeutende LehrerInnen möchte ich erwähnen. Da war die Schröck, die meine Belesenheit liebte und mich so weit gebracht hat, dass meine Rechtschreibung passabel wurde. Und die beste Töpferlehrerin Muschits und der Präsinger, ein phantasievoller Chemie-und Physikunterricht war das! Die Waranitsch … wie heißt das? Der Messer oder die Messer….? mit Materialkunde vom Feinsten. Ich habe es geliebt, das Glasurenlabor, obwohl ich jetzt kaum glasiere. Gute KünstlerInnen wissen, was sie weglassen und vor allem wo…

In der Meisterklasse hatte ich Glückliche die Schaumberger, die Stockner und die Retzl…. „Selma gehts da ned guat,  soll i da a Wurschtsemmerl kaufn“ ….. Währe da nicht die blöde Wirtschaftskunde gewesen, hätte ich trotz Kind die Meisterklasse fertig gemacht, aber so war es nicht, ich habe noch meine zweite Tochter Linda bekommen und machte mich dann gleich  als freischaffende Künstlerin selbstständig. Ich blieb in Graz, warum auch immer. Erst habe ich zuhause in der Küche getöpfert, während die Kinder in der Badewanne saßen … keine Sorge, die waren nicht unbeaufsichtigt, und die Badewanne war auch in der Küche…

Als ich den Wahnsinn meiner erste Beziehung endlich verlassen konnte – unfertigen Mann, Haus und Garten hinter mir lassend – eröffnete ich die „Kulturgstättn“, eine Kellerwerkstatt in der Schillerstraße. Dort habe ich mich Dank meiner sehr lieben kunstkundigen Vermieter gut etablieren können. Die Kellergewölbe waren vor mir das Atelier des Künstlers Skala, dessen Nachfahren mir die Räume vermieteten.

Ich träume, wenn es wirtschaftlich eng wird, immer noch von diesem meinen ersten Ort der künstlerischen Entfaltung. Letztens träumte ich, dass ich dort wieder einziehe, aber meine Öfen waren zu groß, sie passten nicht durch die Tür… immer wieder bin ich im Traum dort und arbeite ungestört und habe viel Platz. Aber die Flucht nach hinten ist kein Thema in meinem Leben.

2002 habe ich meine 3. Tochter bekommen, Ifeoma, und 2005 bin ich in die Mariahilferstraße gezogen und habe dort erst die Galerie DA LOAM eröffnet und ein halbes Jahr später wurden dazugehörige Lagerräume frei, so konnte ich auch mit der Werkstätte dorthin ziehen. 2007 kam meine 4. Tochter Melia zur Welt und der Mann aus dem Süden verzog sich über das Meer oben im Norden.

In meiner Familie groß zu werden hat mich das Kämpfen gelehrt. Ich habe gekämpft und wie … alles tut weh davon und hat sich zum Besten entwickelt. Ich hatte viel Glück und gute Freunde. Nicht Geld und Wirtschaftsprognosen…… Nein, Freunde, Glück und die Liebe zu allem.